Wir hatten einen Hoffnungsträger verloren

Diesen Artikel weiterempfehlen!
Ich heiße Sybille H. und habe damals in Detroit gewohnt, hatte einen 2-jährigen Sohn. Ich hatte mich mit ihm mittags hingelegt, ich glaube er war krank, zumindest nicht gut drauf. Und wie das ist, wenn man normalerweise nicht mittags schläft, ist man anschliessend irgendwie groggy.

So bin ich aufgewacht, hab wie üblich den Fernseher eingeschaltet, gerade als der Nachrichtensprecher den Tod unseres Präsidenten meldete. Das war um 14:00 Uhr Detroit Zeit. In Dallas war es erst 13:00 Uhr. Ich war wie vom Blitz getroffen, konnte es gar nicht glauben. Ich rannte vor das Haus um zu schauen, ob sonst noch jemand das Unglaubliche gehört hatte. Den Nachbarn ging es genauso. Wir sassen vor dem TV und sahen den ganzen Nachmittag immer wieder diese schrecklichen Bilder.

Es gab auch gleich Mutmaßungen und Gerüchte. Man hatte auch gleich Lee Harvey Oswald verhaftet. Als auch der noch von Jack Ruby erschossen wurde, brodelte die Gerüchteküche gewaltig. Wie kam Ruby denn so nahe an den Gefangenen heran? Man wollte es wohl so. Ich glaube auch heute noch, dass man niemals herausfinden wird, wer das wirklich gelenkt/angestiftet hat. Oswald war nur eine Puppe, der alleine war es sicher nicht. Aber damals hat das eben so gepasst, "der mit seiner russischen Frau", er war ein gutes Feindbild.

Wir - meine Schwiegermutter kam aus Irland - haben die Kennedys verehrt, ähnlich wie man auch Lady Diana verehrt hat und es immer noch tut. Das war im ganzen Land so. Man hat damals ziemlich alles gemacht wie Jackie Kennedy: den Haarschnitt, die Mode, sogar deren Kindermode wurde imitiert. John F. (Jack) Kennedy war ein Hoffnungsträger, er war gut für unser Land. Zumindest glaubten wir das damals. Er sollte den Frieden erhalten - auch in USA hatte man unter dem Krieg gelitten, obwohl ausser dem Angriff der Japaner in Hawaii das Land selbst nicht betroffen war. Aber auch dort gab es Rationierung - die Waren wurden gebraucht für die Soldaten in Übersee. Man weiss natürlich nicht, wie es gekommen wäre, wenn er weiter regiert hätte. Aber bis heute wird er verehrt und geliebt als hätte er all seine Versprechen eingelöst. Es ist immer so eine Sache mit Idolen. Ich weiss nicht, ob es damals schon Zuschauerzählungen gab, aber ich glaube jeder Amerikaner sass vor dem TV als die Beerdigung stattfand.


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages