Der Verlust eines Mythos | Diesen Artikel weiterempfehlen! |
Gern will ich mich zu diesem Thema äußern, denn es war für uns damals so schockierend, dass man sich sehr gut erinnern kann und auch heute noch mit so viel Emotionen zurückblickt auf diese Zeit und speziell auf diesen Tag und die Nacht.
Es war ja die Zeit des kalten Krieges und die Mauer war gerade 2 Jahre alt. Ich wuchs in einer sehr politisch interessierten und engagierten Familie auf und der Osten symbolisierte für uns damals nur „Böses“ und der Westen , also Amerika mit seinem jungen, dynamischen Präsidenten galt als gut und speziell Kennedy war der personifizierte Hoffnungsträger für eine friedliche Zukunft. Ich war damals Teenager im Alter von 14 Jahren als seine Todesnachricht über unsere schwarz-weiß Bildschirme flackerte und wir alle, meine Familie, die Freunde und die Mitschüler waren emotional so ergriffen, schockiert, wie bisher nie wieder beim Tode eines Staatchefs weltweit.
Ich weiß noch genau, dass meine Eltern mit mir am Fernseher „klebten“, um stündlich mehr Gewissheit über das Unfassbare zu erhalten. Wir hatten das Gefühl, die „Welt drehte sich nicht mehr“. Wir saßen bis in die frühen Morgenstunden am Bildschirm und Radio, weil wir immer noch dachten, es gibt vielleicht ein medizinisches Wunder für Kennedy. Die Tage nach der Gewissheit waren so still und innehaltend für uns alle so, als hätten wir selbst ein enges Familien-Mitglied verloren. Die Jugend, zu der ich damals gehörte und die ältere Generation war sich in der Trauer so eng verbunden wie nie zuvor. Der Verlust eines „Idols“ und Hoffnungsträger in vielerlei Hinsicht vereinte uns zwischen allen Generationen und Schichten wie nie wieder später. Ich denke, noch heute klingt bei sehr vielen von meiner Generation das Gefühl der Ohnmacht über den Verlust eines Mythos unendlich nach und vor allem die Frage: Was wäre wenn………..? Hätten wir eine andere Welt?? Andere Probleme??? Andere Ordnungen in unserer Welt.???