Angst um den Westen | Diesen Artikel weiterempfehlen! |
An jenem Freitagabend, als uns in Dortmund die Nachricht vom Attentat auf Kennedy erreichte, waren wir alle sehr bestürzt und konnten es nicht fassen. Mein Vater und ich waren politisch sehr interessiert und so befürchteten wir, dass sich nun vieles nachteilig für uns im Westen von Deutschland ändern würde. Wir haben lange darüber diskutiert, was nun passieren könnte...
Da ich am folgenden Samstag frei hatte, konnte ich damals fast die halbe Nacht die Nachrichten, Berichte und Kommentare auf meinem alten Röhrenradio verfolgen. Da mein Radio auch Kurzwelle empfangen konnte, habe ich auch ausländische Sender abgehört.
Ich war damals 19 Jahre alt und im 3. Lehrjahr. Schon auf der Handelsschule hatte ich damals, wie fast alle meine Kameraden, sehr viel Sympathie für den jung und dynamisch wirkenden John F. Kennedy empfunden und den Wahlkampf zwischen ihm und Nixon mit Spannung verfolgt. Viele meiner Kameraden trugen damals eine Kennedy-Frisur...
Am frühen Samstag nach dem Attentat bekamen meine Eltern eine Ladung mit Kohlen, die damals einfach an den Straßenrand gekippt wurden und die wir mit Eimern in den Keller zu tragen hatten. An diesem Morgen dauerte das aber sehr lange, weil alle Nachbarn, die an uns vorbeikamen, stehen blieben und uns fragten, ob wir schon von dem Attentat wüßten und was nun alles passieren würde. Die Stimmung in unserer Straße war sehr besorgt, man war traurig und ängstlich, weil man nicht so genau wußte, was da eigentlich geschehen war und vor allem warum.
Immerhin war das damals eine politisch sehr gefährliche Zeit und der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt. In Berlin war einige Jahre zuvor die Mauer errichtet worden und die Kubakrise hatte gezeigt, wie gefährlich das Wettrüsten zwischen West und Ost für den Weltfrieden war. All diese Herausforderungen hatte Kennedy sehr gut gemeistert und nun dieses tragische Ende und wir hatten den Eindruck, dass die Welt den Atem anhält und sich fragt, wie es nun weiter gehen soll. ♦