Parkland Memorial Hospital

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Das Parkland Memorial Hospital in Dallas ist Hauptbestandteil des Parkland Health & Hospital System und dient dem Bezirk Dallas als öffentliches Krankenhaus sowie der University of Texas als Lehrkrankenhaus. 

Es eröffnete 1894 in einem Holzhaus, welches auf einem ursprünglich als Parkanlage angelegten Gelände stand (daher der Name) und befand sich etwa 1,6 Kilometer von der jetzigen Position entfernt. 1913 konnte dort das erste aus Backsteinen bestehende Krankenhaus eröffnet werden. Erst neun Jahre vor dem Präsidentenbesuch zog man in ein neues Gebäude unter der heutigen Adresse 5201 Harry Hines Boulevard. Inzwischen deckt es insbesondere mit seinem Traumazentrum zusammen mit vier weiteren Krankenhäusern die medizinische Grundversorgung der Region ab und dient als medizinisches und chirurgisches Referenzzentrum für Nord Texas und Teile des südlichen Oklahoma. In einigen Fachbereichen, wie bei der Behandlung von Verbrennungsopfern, hat es auch einen überregionalen Bekanntheitsgrad. Aktuell (Stand 2016) verfügt das Parkland über 968 Betten, wobei jedoch ständige Aus- und Erweiterungsbauten diese Zahl in nächster Zeit stark erhöhen werden. So ist seit 2015 das "New Parkland Hospital" auf der gegenüberliegenden Strassenseite in Betrieb.

(Der folgende Text ist weitgehend dem Warren-Bericht entnommen. Er schildert sachlich die Abläufe im Parkland Hospital, wobei es sich überwiegend um unbestrittene Tatsachen handelt. Daher ist es in diesem Fall zweckdienlich, ihn auch so zu übernehmen.)

Die Notaufnahme wurde am 22. November 1963 bereits um ca. 12:31 Uhr von der Leitstelle der Polizei über das baldige Eintreffen der Fahrzeuge mit dem verletzten Präsidenten informiert. Diese erreichten das Krankenhaus um ca. 12:35 Uhr, wo die verletzten Präsident Kennedy und Gouverneur Connally  umgehend in die Notfall-Behandlungsräume eins und zwei verbracht wurden. Inzwischen waren auch zwölf Ärzte eingetroffen, die sich nun auf die beiden Opfer verteilten. 

Der erste Arzt, der den Präsidenten im Parkland Hospital sah, war der Facharzt für Chirurgie Dr. Charles J. Carrico. Carrico befand sich zu der Zeit auf der Unfallstation und behandelte einen anderen Patienten, als man ihm meldete, dass der Präsident auf dem Wege zum Krankenhaus sei. Ungefähr zwei Minuten später erblickte Dr. Carrico den Präsidenten, der auf dem Rücken liegend in den Unfallraum hereingerollt wurde. Er stellte fest, dass der Präsident bläulich-weiß bis aschgrau verfärbt war, die Atmung, wie in der Agonie, langsam, krampfhaft und arhythmisch; er war völlig bewegungslos, die Augen standen mit erweiterten Pupillen offen und zeigten keine Reaktion auf Licht; der Puls war nicht zu spüren, Geräusche in der Brusthöhle, die man für Herzschlag hielt. Auf Grund dieses Befundes schloss Dr. Carrico, dass Präsident Kennedy noch lebte.

Dr. Carrico stellte zwei Verwundungen fest: eine kleine Schusswunde vorn am unteren Teil des Halses und eine ausgedehte Verletzung am Kopf des Präsidenten, wo ein bedeutender Teil der Schädeldecke fehlte. An dieser letzten Wunde gewahrte er Fetzen von Hirnsubstanz und "erhebliche Sickerflüssigkeit", auf die "stärkere Blutungen" folgten, nachdem der Kreislauf angeregt worden war. Dr. Carrico tastete den Rücken des Präsidenten ab und stellte fest, dass dort keine lebensgefährliche Verletzung vorhanden war. Angesichts der kritischen Lage, die durch die Kopfverletzung und die unzulängliche Atmung des Präsidenten entstanden war, richtete Dr. Carrico sein Hauptaugenmerk auf eine Verbesserung der Atmung des Präsidenten. Auf der rechten Seite des Kehlkopfs, der leicht nach links verschoben war, bemerkte er Quetschungen, blutunterlaufene Stellen und Hautfetzen, die auf eine Verletzung der Luftröhre schließen ließen. Er führte eine endotracheale Sonde durch die Wunde ein und verband das Ansatzstück mit einem Bennett-Apparat, um die Atmung künstlich zu beleben.

Von da an übernahm Dr. Malcom O. Perry, der wenige Augenblicke nach dem Präsidenten im Unfallraum 1 eintraf, die Leitung der Behandlung. Als Dr. Perry – erfolglos – versuchte, den Puls an der Oberschenkelarterie zu fühlen, bemerkte er die Rückenstütze, die der Präsident trug. Da es sich zeigte, dass ein Weg für die Luftzufuhr geschaffen werden musst, um eine wirksame Behandlung einzuleiten, führte Dr. Perry einen Luftröhrenschnitt durch, der 3-5 Minuten in Anspruch nahm. Während Dr. Perry den Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) vornahm, machten Dr. Carrico und Dr. Ronald Jones Einschnitte am rechten Bein und linken Arm des Präsidenten, um dem Kreislauf Blut und Flüssigkeit zuzuführen. Zur Behandlung der bekannten Nebennierenschwäche des Präsidenten gab Dr. Carrico Hydrocortison. Inzwischen erschien Dr. Robert N. McClelland und assistierte Dr. Perry bei dem Luftröhrenschnitt.

Der Herzspezialist Dr. Fouad Bashour, der Narkose-Arzt Dr. M. T. Jenkins und Dr. A. H. Giesecke beteiligten sich von da an an den Bemühungen, den Präsidenten ins Leben zurückzurufen. Als Dr. Perry frei strömende Luft und Blut in der Brusthöhle des Präsidenten wahrnahm, ließ er Drainagesonden zum Abfluss von Blut und Luft legen. Die Ärzte Dr. Peters und Dr. Baxter begannen mit dieser Prozedur. Als Ergebnis von Flüssigkeitstransfusionen durch die Einschnitte, Herzmassage und künstlicher Atmung gelang es den Ärzten, den peripheren Kreislauf aufrechtzuerhalten, wie sich an der Pulsader am Handgelenk und an der Halsschlagader feststellen ließ. Auch an der Oberschenkelarterie am Bein des Präsidenten war der Puls fühlbar. Im Verlauf dieser ärztlichen Bemühungen bemerkte Dr. Clark elektrische Impulse auf dem Cardiotachyskop, das zur Überwachung der Herzreaktionen angebracht war. Dr. Clark, dessen Hauptaugenmerk der Kopfwunde galt, beschrieb sie als große klaffende Wunde an der rechten hinteren Seite des Kopfes, mit ausgedehnter Beschädigung und Bloßlegung der Hirnsubstanz und beträchtlichem Blutverlust. Dr. Clark sah keine andere Öffnung oder Verletzung am Kopf des Präsidenten. Nach seiner Aussage konnte die kleine Einschussöffnung an der rechten hinteren Seite des Kopfes des Präsidenten, die während der nachfolgenden Autopsie entdeckt wurde, "sehr wohl durch blutverklebtes Haar verdeckt gewesen sein".

Das Fehlen jeglicher neurologischer Muskel- und Herz-Reaktionen führte die Ärzte zu dem Schluss, dass alle Versuche, das Leben des Präsidenten zu retten, vergeblich seien. Das bestätigte auch Admiral Burkley [einer der höchsten Ärzte der Seestreitkräfte], der Arzt des Präsidenten. Als er das Krankenhaus erreichte, waren die Hilfeleistungen bereits im Gange, und er gewann die Überzeugung, "jeder Versuch meinerseits, persönlich in die Behandlung einzugreifen, hätte nur zu einer Störung der Bemühungen des Ärztekollegiums geführt". Etwa um 13:00 Uhr, nachdem Pater Oskar L. Huber dem Präsidenten die letzte Ölung erteilt hatte, verkündete Dr. Clark den Tod des Präsidenten. Die offizielle Todeserklärung erfolgte durch ihn, da die schwere Kopfverletzung, die letzten Endes den Tod verursachte, in sein Spezialgebiet gehörte. Als Sterbestunde einigte man sich auf etwas 13 Uhr, da es unmöglich war, den Zeitpunkt genau zu bestimmen, in dem das Leben des Präsidenten geendet hatte. Präsident Kennedy hätte die Halswunde überleben können; die Kopfverletzung war jedoch tödlich. Vom medizinischen Standpunkt gesehen, lebte Präsident Kennedy noch, als er im Parkland Hospital eintraf. Wie die Ärzte festgestellt hatten, war noch eine gewisse Herz- und Atemtätigkeit vorhanden. Aber sein Zustand war hoffnungslos, und die außerordentlichen Anstrengungen der Ärzte, ihn zu retten, waren von vornherein aussichtslos.

Da die Ärzte in Dallas alle ihre Bemühungen darauf konzentrierten, die durch die Kopfverletzung verursachten schweren Blutungen zum Stehen zu bringen und die Atmung des Präsidenten wieder in Gang zu bringen, blieb er während der ärztlichen Behandlung im Parkland Hospital auf dem Rücken liegen. Auf die Frage, warum er den Präsidenten nicht umgedreht hätte, machte Dr. Carrico folgende Aussagen:

"Dieser Mann befand sich ganz offensichtlich in äußerster Notlage, und jede auch nur einigermaßen gründliche Untersuchung hätte mehrere Minuten – jawohl, mehrere - , d.h. beträchtliche Zeit erfordert, die uns in diesem Augenblick nicht zur Verfügung stand. Für eine gründliche Untersuchung hätte man ihn waschen und den Rücken reinigen müssen, und das ist bei der Behandlung eines lebensgefährlich verletzten Patienten nicht angebracht. Ehe man dazu übergehen kann, den Umfang der erlittenen Verwundungen zu untersuchen, muss man versuchen, die unmittelbar lebensbedrohenden Erscheinungen festzustellen und zu bekämpfen."
Frage:
"Hatten Sie Gelegenheit, den Rücken des Präsidenten anzusehen?"
Antwort:
"Nein. Bevor man – also wenn man im Begriff ist, einen Patienten, dessen Zustand kritisch ist, zu behandeln, muss man sich zunächst um die Atmung kümmern, d.h. für genügend Luftzufuhr sorgen und außerdem den Kreislauf angemessen unterstützen. Ehe wir das erreicht hatten, hatte die Herztätigkeit des Präsidenten aufgehört, und die dadurch notwendig werdende Herzmassage verhinderte eine Untersuchung des Rücken."
Frage:
"Wurden nach dem Ableben des Präsidenten Anstalten gemacht, seinen Rücken zu untersuchen?"
Antwort:
"Nein."
Frage:
"Und wieso wurde eine solche Untersuchung zu diesem Zeitpunkt unterlassen?"
Antwort:
"Ich glaube, niemand hatte das Herz dazu."

Die Ärzte des Parkland Hospitals unternahmen übrigens nach dem Ableben des Präsidenten keine weiteren Schritte, weil sie glaubten, dies läge außerhalb ihrer Kompetenzen.

Dr. Baxter formulierte einige Zeit später:

"Sobald wir realisiert hatten, dass wir nichts medizinisches mehr tun konnten, wendeten wir uns voller Erfurcht ab, die man vor einem Präsidenten hat, und von diesem Moment an hörten wir auf, Mediziner zu sein. Wir wurden wieder zu Bürgern und es wurden wohl mehr Tränen in diesem Raum vergossen, als im Umkreis von hundert Meilen."

Während die behandelnden Ärzte sich verzweifelt bemühten, das Leben von Präsident Kennedy zu retten, war Mrs. Kennedy zeitweise im gleichen Raum anwesend oder wartete außerhalb. Nachdem der Präsident für tot erklärt worden war, wurde Vizepräsident Johnson über das Ableben des Präsidenten informiert. Dieser wies den Pressesekretär Malcolm Kilduff an, mit der offiziellen Verlautbarung zu warten, bis Johnson das Krankenhaus verlassen habe. Nachdem dies der Fall war, trat Kilduff um 13:33 Uhr vor die Pressevertreter, die sich im Schwestern-Klassenzimmer versammelt hatte. Mit seinen Emotionen kämpfend sprach er nur drei kurze Sätze:

"President John F. Kennedy died at approximately 1:00 CST today here in Dallas. He died of a gunshot wound to the brain. I have no other details regarding the assassination of the president.

Unterdessen versuchte O'Donnell Mrs. Kennedy zum Fortgehen zu überreden; doch sie weigerte sich. Sie erklärte, sie hätte die Absicht, bei ihrem Mann zu bleiben. Ein Sarg wurde beschafft und der Leichnam des Präsidenten für die Überführung vorbereitet. Es folgte eine Auseinandersetzung zwischen den Mitarbeitern des Präsidenten bzw. den Sicherheitsbeamten des Secret Service auf der einen Seite und der Polizei von Dallas auf der anderen Seite. Letztere vertraten die Meinung, dass eine Autopsie vor Ort stattzufinden hätte (siehe im Artikel "Autopsie"). Ohne Rücksicht auf die Proteste der örtlichen Polizei wurde der Sarg kurz nach 14 Uhr aus dem Krankenhaus gefahren, in einen bereitstehenden Leichenwagen* geladen und zum Flughafen transportiert. Nach der Vereidigung von Lyndon B. Johnson zum 36. Präsidenten der USA  hob die Maschine um 14:47 Uhr in Richtung Washington ab. 

(*Im Warren-Bericht ist von einem "Krankenauto" die Rede, was jedoch nicht den Tatsachen entspricht!)

Parallel zum Präsidenten kümmerte sich ein zweites Ärzteteam im Unfallraum 2 um die Verletzungen von Gouverneur Connally. Dieser wurde von 13:25 Uhr bis 15:20 Uhr operiert. Eine zweite Operation war am Folgetag notwendig. Connally erholte sich schließlich von seinen Verletzungen, ein Metallfragment konnte jedoch nicht aus dem Oberschenkel entfernt werden und verblieb daher dort. Nach knapp zwei Wochen konnte der Gouverneur schließlich das Krankenhaus wieder verlassen.

Nach Umbauarbeiten befinden sich heute die damaligen Traumaräume 1 und 2 nicht mehr an der gleichen Stelle. Eine Tafel an der Wand erinnert jedoch daran. Darüber hinaus wurde im ersten Stock des Krankenhauses eine große Gedenkwand eingerichtet.
Nachtrag: Nach der Einweihung des Erweiterungsbaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Jahre 2015 wurde die erwähnte Gedenkwand in das Erdgeschoss des dortigen Gebäudes verlagert. Zusätzlich wurden Schautafeln mit entsprechenden Informationen eingerichtet und eine Büste von Präsident Kennedy aufgestellt. ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages