Flugzeugabsturz von John F. Kennedy, Jr.

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John Fitzgerald Kennedy, Jr. hatte schon immer von der Fliegerei geträumt. Schließlich meldete er sich bei der Flight Safety Academy in Vero Beach, Florida an und nahm fortan unregelmäßig Flugunterricht. Seine frischgebackene Ehefrau Carolyn Bessette war hiervon allerdings weniger begeistert, denn sie wusste auch um seine Dyslexie in Zusammenhang mit der Aufmerksamkeitsschwäche ADHS und machte sich entsprechende Sorgen. Nachdem im Dezember 1997 Johns Cousin Michael LeMoyne Kennedy bei einem Skiunfall ums Leben kam, wurde John nachdenklich und unterbrach seine Pilotenausbildung für etwa drei Monate. Als er diese jedoch wieder aufnahm war auch seiner Frau klar, dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Schließlich erhielt er im April 1998 seinen Flugschein.

Rory Kennedy, eine Cousine von John, hatte ihre Hochzeit für Samstag den 17. Juli 1999 auf dem Familiensitz in Hyannis Port angesetzt und John wollte mit seiner Frau natürlich daran teilnehmen. Knapp drei Monate zuvor hatte er sich ein eigenes Flugzeug gekauft, eine Piper PA-32R-301 Saratoga II mit der Kennung N9253N. Dabei handelte es sich um ein modernes und gut ausgestattetes Kleinflugzeug für sechs Personen. Dieses war auf dem Essex County Airport in Fairfield, New Jersey stationiert, eine knappe Autostunde von Manhattan entfernt. Doch weil er sich bei einem Drachenflug den Knöchel gebrochen hatte, war er seit Wochen nicht mehr geflogen. Nun aber wollte er mit seiner Frau nach Hyannis Port fliegen und zuvor noch seine Schwägerin Lauren Bessette auf Martha's Vineyard absetzen. Dazu hatten sie sich für den Abend des 16. Juli 1999 auf dem kleinen Flughafen von Fairfield verabredet. Sie reisten aus Termingründen alle getrennt an und seine Frau Carolyn verspätete sich etwas. Nachdem sie gegen 20:20 Uhr endlich eingetroffen war, konnten sie knapp zwei Stunden später als geplant um 20:39 Uhr starten. 

Die Flugzeit nach Martha's Vineyard beträgt etwa 90 Minuten und John war die Strecke bereits mehrfach geflogen. Sie führte zunächst entlang der Küste in Richtung Norden und dann für etwa 50 Kilometer über offenes Meer bis zum Landeanflug auf die vor Cape Cod liegende Insel. Die Landung war beim Tower für etwa 22:00 Uhr angemeldet, doch wäre dazu eine Kontaktaufnahme per Funk einige Zeit vorher zu erwarten gewesen. Als dies bis 22:05 Uhr nicht der Fall war, meldete der zuständige Fluglotse das Ausbleiben der Maschine der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde FAA. Gegen 02:15 Uhr in der Nacht alarmierte die Kennedy-Familie die örtliche Küstenwache, die ab 04:00 Uhr eine großangelegte Such- und Rettungsaktion startete. Einen Flugplan hatte Kennedy jedoch nicht eingereicht und so gestaltete sich die Lokalisierung des Suchgebietes als schwierig. Nachdem trotzdem bereits bald nach der Aufnahme der Suche erste Trümmerstücke des Flugzeugs im Atlantik schwimmend aufgefunden werden konnten, schwanden die Hoffnungen, die drei noch lebend zu finden. 

Im Laufe des Tages meldete sich auch Präsident Clinton bei den Kennedys, mit denen er freundschaftlich verbunden war. Er versicherte ihnen seine volle Unterstützung und entsendete sogar ein Kriegsschiff für die Suchaktion. Dies wurde von einigen Kritikern als Verschwendung von Steuergeldern betrachtet, da es diesen Aufwand für eine andere Privatperson nicht gegeben hätte. Doch Clinton entgegnete ihnen mit den Worten: "Die Kennedys haben viel gelitten und noch mehr gegeben."

Am 19. Juli stieß die Rude, ein Vermessungsschiff der nationalen Wetter- und Oceanographiebehörde NOAA, mittels hochauflösenden 3D-Aufnahmen auf Teile des Wracks am Meeresboden. Am nächsten Tag konnten Taucher des Rettungs- und Bergungsschiffes USNS Grasp den Bug des Flugzeuges identifizieren. Schließlich konnten am Nachmittag des 21. Juli die noch angeschnallten Leichen geborgen werden. Die rechtsmedizinische Untersuchung in Hyannis ergab, dass alle drei Personen wohl direkt durch den Aufprall des Flugzeuges auf der Wasseroberfläche getötet wurden. Anschließend wurden die Körper zum Krematorium in Duxbury gebracht, wo sie eingeäschert wurden. Entgegen der Wünsche von Ted Kennedy bestand Caroline Kennedy, die Schwester des Verstorbenen, auf eine Trauerfeier nur im privaten Kreis der Familie. Die Asche der drei Verstorbenen wurde am Morgen des 22. Juli vom Marine-Zerstörer USS Briscoe aus vor der Küste von Martha's Vineyard dem Meer übergeben. 

Die Ermittlungen der amerikanischen Transport-Sicherheitsbehörde NTSB ergaben, dass ein technischer Defekt nahezu auszuschließen war. Vielmehr sprächen alle Indizien für eine Selbstüberschätzung des Piloten. Durch den verspäteten Abflug in New Jersy war es inzwischen dunkel geworden, doch Kennedy war für den reinen Instrumentenflug nicht erfahren genug. Im Bereich der Absturzstelle behinderten auch noch Wolken die Sicht und die Auswertung der Bordinstrumente ergab ein Flugbild, wie es typisch für einen Piloten mit räumlicher Desorientierung war. Andere Piloten hatten am gleichen Tag mit ähnlicher Flugroute ihren Flug abgesagt. Kennedy hatte zum Zeitpunkt des Unfalls eine Flugerfahrung von etwa 310 Stunden, davon 55 in der Nacht und insgesamt etwa 36 Stunden auf der Unfallmaschine. Der letzte Flug ohne Fluglehrer an Bord lag etwa zwei Monate zurück. Nach Aussage seines Fluglehrers fehlte Kennedy noch die Fähigkeiten für einen reinen Instrumentenflug. Ein Spätflug nach Martha's Vineyard sei seiner Meinung nach solange kein Problem, wie noch ein sichtbarer Horizont vorhanden sei. Er habe Kennedy noch seinen Mitflug für diesen Tag angeboten, was dieser jedoch abgelehnt habe. 

Weitere Ursachen sahen die Ermittler der NTSB in den Stressfaktoren, denen Kennedy zum Zeitpunkt des Unfalls ausgesetzt war. Seine Ehe steckte in einer Krise und er hatte die letzten drei Nächte vor dem Flug in einem Hotel in New York verbracht. Sein von ihm verlegtes Magazin George war in finanzielle Schwierigkeiten geraten und drohte zu scheitern. Und letztlich behinderte ihn auch noch die Verletzung am Knöchel. Die Summe dieser Stressfaktoren kann dazu führen, dass ein Pilot in der vorliegenden Situation den Anforderungen eines anspruchsvollen Fluges nicht mehr gewachsen ist. Schon in der Anfangsphase des Fluges machten sich erste Auffälligkeiten bemerkbar. Weil Kennedy seine Flughöhe nicht einhielt, musste ihm Flug 1484 der American Airlines im Anflug auf den Westchester County Airport ausweichen, da sich die Maschinen bedrohlich nahe kamen. Weiterhin bemerkten die Unfallermittler, dass am Funkgerät im Flugzeug sowohl die Frequenz für den Abflughafen wie auch für Martha's Vineyard falsch eingestellt waren. 

Die Hochzeit von Rory Kennedy wurde verschoben und fand schließlich am 02. August 1999 in Griechenland statt. ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages