Killing Kennedy - Das Ende des amerikanischen Traums (2013)

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Killing Kennedy - Das Ende des amerikanischen Traums (Bill O’Reilly, Martin Dugard, 2013)

Zugegeben: dieses Buch liest sich sehr angenehm. Die Autoren verstehen es durchaus, geschichtliche Zusammenhänge für den Leser spannend zu erzählen. Dies gelingt ihnen u.a. dadurch, dass sie extrem ins Detail gehen, was die Handlungs- und Denkensweisen einzelner Protagonisten betrifft. Fast könnte man meinen, sie hätten nicht nur daneben gestanden, sondern sich auch mit den Personen darüber unterhalten. Und genau hier beginnt auch schon eines der vielen Probleme bei diesem Buch: denn die Autoren haben mit Sicherheit weder daneben gestanden, noch sich mit den meisten der Zeitgenossen unterhalten. Dadurch wirkt ein Buch mit zeitgeschichtlichem Anspruch schnell unseriös.

Dieses Adjektiv zieht sich eigentlich wie ein roter Faden durch das ganze Werk. Es fängt schon mit dem irreführenden Titel an, welcher dem Leser suggeriert, es ginge hier primär um das Attentat. Tatsächlich dauert es jedoch bis Kapitel 23 und Seite 317 von 378, bis der Leser endlich zum Tage des Attentats kommt. Und in den über 300 Seiten davor geht es auch keineswegs um die Frage, wie es denn zu dem Attentat kam, vielmehr wird erneut die hinlänglich bekannte Präsidentschaft Kennedys aufgewärmt. Zwischendurch nur lassen uns die Autoren auch noch hin und wieder wissen, was denn der vermeintliche Attentäter zeitgleich so alles trieb.

Im Vorwort spricht O'Reilly von Fakten, die angeblich noch nie veröffentlich wurden. Ich beschäftige mich seit nunmehr rund 35 Jahren mit der Ära Kennedy und konnte keine solche Fakten entdecken. Es sei denn, er meint damit die exakte Uhrzeit, zu der der Präsident sein alltägliches Bad zu nehmen pflegte...

Dem gegenüber stehen allerdings eine ganze Reihe von Fehlern, welche sich in seine Ausführungen eingeschlichen haben. Jeder Einzelne für sich genommen keine große Sache und in der Relevanz eher unbedeutend. Aber in der Menge doch schon erstaunlich und daher eben unseriös. Es stellt sich die Frage: wenn er schon so viele Fehler in den Tatsachen zulässt, wie soll der Leser dem Autor dann bei den Dingen trauen, welche ihm selbst nicht bekannt sind?

Letztlich bedanken sich die Autoren bei den Mitarbeitern der Kennedy Library (u.a. Stacey Chandler) z.B. für die Kopien der täglichen Terminplanung des Präsidenten. Ich selbst hatte auch schon mehrfach Kontakt mit Ms. Chandler und finde sie auch sehr kooperativ. Aber die in diesem Zusammenhang erwähnten Daten finden sich bereits lückenlos auf der Homepage der Kennedy Library und bedürfen daher keiner umfangreichen Recherchen oder Kopien.

Fazit:
Ein "unbedarfter" Leser findet hier in der Tat eine durchaus ansprechend geschriebene grobe Zusammenfassung der Kennedy-Ära. Doch spätestens beim kurz abgehandelten Thema Attentat wird sich eine gewisse Enttäuschung kaum vermeiden lassen.
Jeder "vorbelastete" Leser - unabhängig ob Verschwörungstheoretiker oder Einzeltäteranhänger - sollte von diesem Werk eher die Finger lassen. ♦


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages