Trauerfeierlichkeiten

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Samstag, 23. November 1963.

In den frühen Morgenstunden war der Sarg mit dem ermordeten Präsidenten vom Bethesda Naval Hospital ins Weiße Haus überführt worden, wo er um 04:34 Uhr ankam. Zur gleichen Zeit hatte Jackie Kennedy bereits erste Anweisungen für die Trauerfeierlichkeiten gegeben. So ließ sie Mitarbeiter des Weißen Hauses die Kongressbibliothek nach den Unterlagen der Lincoln-Beerdigung durchforsten. Dies im Schein ihrer Taschenlampen, da die Beleuchtung außerhalb der Dienstzeiten zentral abgeschaltet wurde. Selbst um kleinste Details kümmerte sie sich persönlich. So veranlasste sie, die Ehrengarde am Sarg des Präsidenten, welcher im Kapitol aufgebahrt war, solle nicht den Vorschriften entsprechend mit dem Rücken, sondern vielmehr mit dem Gesicht zum Sarg stehen. Schwarze Vorhänge im Weißen Haus, der Sarg auf der Lincoln-Lafette, schwarz verhangene Pferde und die umgedrehten Stiefel des Gefallenen Soldaten in den Steigbügeln des Pferdes ohne Reiter – alles folgte ihren Vorgaben bis hin zur Entzündung der ewigen Flamme an jenem Grab, wo sie selbst inzwischen auch die letzte Ruhe an der Seite ihres Mannes und ihrer Kinder Arabella und Patrick Bouvier fand. 

Doch zunächst wurde der Sarg im East Room des Weißen Hauses aufgebahrt, wo ihm Familienmitglieder und Vertraute sowie Vertreter der staatlichen Gewalten die letzte Ehre erwiesen. Um 10:00 Uhr fand eine private Messe für die Angehörigen statt. Präsident Johnson hatte inzwischen eine Staatstrauer von 30 Tagen angeordnet.  

Sonntag, 24. November 1963

Am Sonntag dann folgte die Überführung in das Kapitol. Fast 300.000 Menschen säumten die rund drei Kilometer lange Strecke. Begleitet von Soldaten aller Waffengattungen zogen sechs Schimmel eine schwarz glänzende Lafette vor das Nordportal des Weißen Hauses. Ein Soldat führte einen feurigen Rappen hinterher, an dessen Sattel als Symbol des toten Oberkommandierenden zwei schwarze, mit den Spitzen nach rückwärts zeigende Reitstiefel hingen. Die drei Militäradjutanten des Präsidenten traten hinter die Lafette, es folgten drei Priester. Die engsten Angehörigen folgten nun in schwarzen Limousinen. Um 13:08 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung.

Im großen Kuppelsaal des Kapitols wurde der bronzene Sarg dann auf jenen Katafalk gestellt, welcher im Jahre 1865 bereits den Sarg von Abraham Lincoln trug. Die Ehrengarde positionierte sich rund um den Sarg und Jackie Kennedy kniete sich kurz hin, um als Zeichen des Abschieds die Flagge zu küssen. Nun hatte die Bevölkerung die Gelegenheit, von ihrem Präsidenten Abschied zu nehmen. Innerhalb der nächsten 18 Stunden nutzten über 250.000 Bürger diese Gelegenheit. Doch die Schlange nahm die ganze Nacht über nicht ab und die Menschen mussten in der kalten Nacht mehrere Stunden anstehen. Schließlich wurden in den frühen Morgenstunden die letzten darauf aufmerksam gemacht, dass sie es vor der Überführung des Sarges in die Matthäus-Kathedrale wohl nicht bis ins Kapitol schaffen würden. Trotzdem blieben sie an Ort und Stelle, bis die Beerdigung begann.

Montag, 25. November 1963

Um 10:45 Uhr wurde der Sarg mit der sterblichen Hülle Präsident Kennedys aus der Rotunde des Kongresshauses getragen und vor dem Capitol auf die Lafette gelegt. Um 10:59 Uhr setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Hinter der Lafette folgten im ersten geschlossenen Wagen die Witwe und die beiden Brüder des verstorbenen Präsidenten. Der Zug bewegte sich in Richtung auf das Weiße Haus. Der Trauerzug traf wenig später im Garten des Weißen Hauses ein und setzte ihren Weg sechs Minuten später in Richtung der St. Matthew-Kathedrale fort. Jacqueline Kennedy und die beiden Brüder Robert und Ted Kennedy folgten dem Sarg nun zu Fuß. Hinter der Familie Kennedy schritten Präsident Johnson und dessen Gattin, gefolgt von etwas 220 ausländischen Würdenträgern (Liste: siehe unten). Die Bundesrepublik Deutschland wurde durch Bundespräsident Heinrich Lübke, Bundeskanzler Ludwig Erhard, Außenminister Gerhard Schröder, Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel und Berlins Regierenden Bürgermeister Willy Brandt vertreten. 

In der St. Matthew-Kathedrale hielt Kardinal Richard James Cushing vor rund 1100 Trauergästen die Pontifikalmesse, jener Priester, der zehn Jahre zuvor das Paar getraut und beide Kinder getauft hatte. Die Kathedrale war die Gemeindekirche der Kennedys in Washington. Der 1898 erbaute Ziegelsteinbau hat eine 65 Meter hohe Kuppel. Das Innere ist weitaus eindrucksvoller, als das Äußere. Nach romanisch-byzantinischem Vorbild ist die Kathedrale mit prächtigen Säulen aus Cararamarmor, farbigen Mosaiken und venezianischen Fenstern ausgestattet. Der Altar aus weißem Marmor wurde in Indien geschnitzt. Auf ihm stand der Sarg des Präsidenten. Nach dem Ende der Messe, gerade als die Ehrenabordnung den Sarg wieder auf die Lafette lud, kam es zu jener berühmte Szene, die die Herzen der Menschen auf der ganzen Welt rührte: der kleine "John-John", der genau an jenem Tag auch noch seinen dritten Geburtstag hatte, ließ plötzlich die Hand seiner Mutter los, trat einen Schritt vor und salutierte nun vor seinem verstorbenen Vater. Dann setzte sich der Trauerzug in Richtung Arlington in Bewegung.

Es war ein eiskalter Tag in Washington. Das Thermometer zeigte nur wenige Grad über Null an. Aber schon seit den frühen Morgenstunden drängten sich die Menschen an den Straßen, über die ihr toter Präsident seine letzte Fahrt nehmen sollte. Viele hatten in dicken Schlafsäcken die Nacht verbracht. Die meisten Menschen waren in Trauerbekleidung gekommen. Bei der Vorbeifahrt der Lafette war außer den dumpfen Trommeln der Marinekapelle nichts zu hören. Auf dem berühmten Ehrenfriedhof von Arlington, auf der anderen Seite des Potomac, hatte man eine außergewöhnlich schöne Grabstätte vorbereitet. Jackie Kennedy hatte in Absprache mit der Familie darum gebeten, ihn hier und nicht in der Familiengruft in Boston bestatten zu können. Ihr Mann ist zusammen mit William Howard Taft bis heute erst der zweite Präsident, der hier seine letzte Ruhe fand. Das Grab liegt unterhalb von Arlington House, dem ehemaligen Wohnsitz von Robert E. Lee. Von hier aus eröffnet sich dem Besucher ein weitläufiger Blick über einen Großteil der Hauptstadt mit vielen seiner Gedenkstätten und Sehenswürdigkeiten. Später wurde auch Jackie Kennedy († 1994) hier neben ihrem Mann beerdigt und ihre beiden Kinder Arabella († 1956) und Patrick († 1957) aus ihren vormaligen Grabstätten hierher umgebettet. Die beiden Brüder Robert († 1968) und Ted († 2009) liegen nur wenige Meter entfernt.

Auch die Bestattung selbst fand natürlich unter allen militärischen Ehrenzeremonien statt: als die Witwe und die Trauergäste am Grab eintrafen, spielte die Kapelle noch "Star Spangled Banner", dann erwies eine Sonderabordnung der Irish Guards die letzte Ehrenbezeugung. Nach dem Gebet des Geistlichen ertönten die 21 Salutschüsse, während fünfzig Düsenjäger gefolgt von der Air Force One über den Friedhof hinwegflogen. Nach drei weiteren Gewehrsalven wurde die Flagge, welche zuvor noch den Sarg bedeckt hatte, eingerollt und der Witwe übergeben. Diese entzündete dann die "Ewige Flamme", die seither über der Grabstätte brennt. Schließlich wurde der Sarg um 15:34 Uhr der Erde übergeben. Ein Besucher äußerte die Worte: "Die Welt ist ein Stück kälter geworden...".


Das Grab von John F. Kennedy befindet sich in einer Linie mit der über den Potomac River führenden Arlington Memorial Bridge und dem Lincoln Memorial. Die Idee für die Errichtung einer ewigen Flamme hatte die Witwe Jacqueline Kennedy nach der Aufbahrungszeremonie im Kapitol am 24. November, inspiriert vom Grabmal des Unbekannten Soldaten beim Pariser Triumphbogen. Die Planer des am nächsten Tag stattfindenden Begräbnisses kamen dieser Bitte nach und beauftragten das U.S. Army Corps of Engineers mit der Umsetzung. Über Nacht wurde eine provisorische Gasleitung von einem entfernten Propantank zum werdenden Grabmal gelegt. Soldaten des 3. US-Infanterieregiments "The Old Guard" standen bis 1965 Wache bei der Grabstätte. Aus diesem Grund wurde 1967 eine ca. 1,3 ha große permanente Grabstätte mit gepflastertem Zugang eröffnet. Die Propangasleitung zur Befeuerung der ewigen Flamme wurde durch eine fixe Erdgasleitung ersetzt. Die Flamme selbst ruht auf einer runden Granitplatte mit einem Durchmesser von 1,5 m, die von mehreren unregelmäßigen Granitplatten aus einem Granitsteinbruch nahe Kennedys langjährigem Wohnort am Cape Cod umgeben ist. Auszüge seiner Amtsantrittsrede sind auf weißen Marmortafeln eingraviert. Um das Erlöschen der Flamme durch Witterungseinflüsse zu verhindern, ist ein Gerät angebracht, das einen permanenten Zündfunken erzeugt und durch Zuführung von Sauerstoff das Rußen der Flamme verhindert. Am 23. Mai 1994 wurde Jackie Kennedy neben ihrem Ehemann bestattet. Deren frühzeitig verstorbene Kinder Arabella und Patrick wurden bereits wenige Wochen nach Kennedys Tod exhumiert und bei ihrem Vater beigesetzt.

Hier noch eine Auswahl der teilnehmenden Trauergäste. Die deutsche Delegation ist oben im Text bereits erwähnt.
Insgesamt waren etwa 220 ausländische Würdenträger vor Ort.

 
 Äthiopien  Kaiser Haile Selassie
 Algerien  Außenminister Bouteflika, Staatsminister Ouzegane
 Argentinien  Vizepräsident Perette
 Belgien  König Baudouin, Außenminister Spaak
 Brasilien  Außenminister Araujo
 Bulgarien  Stellv. Außenminister Tarabanow1
 Dänemark  Prinz Georg Valdemar, Ministerpräsident Krag
 Finnland  Außenminister Merikoski
 Frankreich  Staatspräsident de Gaulle
 Außenminister Couve de Murville,  Generalstabschef Ailleret
 Griechenland  Königin Friederike, Außenminister Venizelos
 Großbritannien  Prinz Philip, Premierminister Douglas-Home,
 Vorsitzender der Labour-Party Wilson
 Indien  Frau Lakshmi Pandit, Leiterin der UN-Delegation
 Irland  Präsident de Valera, Außenminister Aiken,
 Armee-Oberbefehlshaber McKeown
 Israel  Präsident Shazar, Außenminister Frau Meir
 Italien  Außenminister Piccioni, Senatspräsident Merzagora
 Japan  Ministerpräsident Ikeda, Außenminister Ohira
 Jugoslawien  Ministerpräsident Stambolic, Außenminister Popovic
 Kanada  Premierminister Pearson
 Kambodscha  Ministerpräsident Novodom Kantol
 Luxemburg  Erbgroßherzog Johann, Außenminister Schaus
 Niederlande  Kronprinzessin Beatrix, Außenminister Luns
 Norwegen  Kronprinz Harald, Ministerpräsident Gerhardsen
 Österreich  Bundeskanzler Gorbach
 Philippinen  Staatspräsident Macapagal
 Polen  Stellvertretender Staatsratsvorsitzender Kulczynski,
 stellvertretender Ministerpräsident Jarosewicz
 Portugal  Vizepräsident des Senats Supico Pinto
 Schweden  Prinz Bertil, Ministerpräsident Erlander
 Schweiz  Bundesrat Wahlen
 Sowjetunion  Erster stellvertretender Ministerpräsident Mikojan
 Spanien  Vizepräsident Muñoz Grandes
 Tunesien  Außenminister Mongi Slim
 Türkei  Ministerpräsident Inönü, Außenminister Erkin
 Vatikan  Monsignore Vagnozzi
 Venezuela  Außenminister Leandro-Mora
Vereinigte Arabische Republik  Außenminister Fauzi
 Vereinte Nationen  Generalsekretär U Thant, Präsident der Vollversammlung Sosa Rodriguez

(Für diese Person stehen aktuell noch keine weiteren Daten im Personenregister zur Verfügung !) 


Persönliche Homepage des
Kennedy-Sammlers

Peter W. Klages